Frage : wir kennen uns schon seit geraumer Zeit aus der Anzeigenabteilung. Wir haben oft miteinander telefoniert und da ist fast schon ein persönlicher Kontakt entstanden. Manchmal bekommen wir auch böse Briefe von Lesern, weil wir Anzeigen von Callboys veröffentlichen. Da werden miese Stricher mit Callboys in einen Topf geworfen, gewerblicher Sex total verurteilt und die Leute, die sowas machen als zwielichtiges Gesindel beschimpft. Sicher gibt es gerade auch auf diesem Gebiet Schmutzfinken und Betrüger. Unsere Meinung ist da aber doch wesentlich differenzierter. Woher, meinst du, hat das Callboygewerbe den schlechten Ruf oder besser gesagt, hat es diesen überhaupt ?
Leathermaster : Jetzt ist deine Frage schon
fast länger geworden, als meine Antwort darauf. Ich meine, daß
es heute kaum noch Vorurteile gegen Callboys gibt. Wenn aber, dann kommen
diese Negativmeinungen meist von den Typen, die schon immer ein gestörtes
Verhältnis zur Sexualität und, man kann auch sagen ein gestörtes
Verhältnis zur Toleranz haben. Frustrierte Typen, die vielleicht sogar
schlechte Erfahrungen mit Strichern oder Callboys gemacht haben, denn auch
in diesem Gewerbe gibt es ein paar miese Typen, die viel verlangen und
nichts bieten. Warum soll ein Callboy nicht die gleiche Position in der
schwulen Szene einnehmen, wie eine Prostituierte in der Heterosexuellen
Welt ? Ich sehe keinen Grund dafür, warum man einen Callboy heute
noch in Frage stellen sollte. Anders ist es bei den Strichern. Ich habe
das von vorneherein ganz genau auseinandergehalten. Unter Strichern verstehe
ich in der Regel NORMALE Typen, die fast erwachsen sind und die Schwulen
absahnen, nein, ich will lieber sagen abkassieren wollen. Das andere könnte
man sonst vielleicht falsch verstehen. Daraus ergeben sich dann oft kriminelle
Hintergründe und auch solche Handlungen. Damit werden dann auch gleich
in einem Aufwasch die Callboys identifiziert und in einen Topf geschmissen.
Es ist ja so einfach und man kann sich nicht wehren. Deshalb begrüße
ich es auch sehr, das Ihr mich zu diesem Interview eingeladen habt und
ich hoffe gleichzeitig, da bei vielen Leuten mal einiges richtigstellen
zu können.
Der Callboy hat seine Funktion, meine ich.
So schafft er auch einen Ausgleich, wenn zum Beispiel in einer homosexuellen
Partnerschaft Wünsche zwischen Partnern unausgesprochen bleiben oder
auch wenn verheiratete Männer, die auf dem Land leben oder in einer
gesellschaftlich sehr genau beobachteten Person, die latent homosexuelle
Neigungen haben, sich an ihn wenden können. Sie sind bei einem Callboy
wesentlich besser aufgehoben, als bei einem Stricher, der sie vielleicht
am Bahnhofsklo anmacht oder sich von ihnen anmachen Läßt. Viele
Gäste haben mir das immer wieder bestätigt.
Frage : du hast dich ja mehr auf bizarre Spielarten eingerichtet. Wie kamst du darauf, oder haben dich deine Kunden darauf gebracht ? Kommen die vielleicht überwiegend aus dem Leder- und SM-Bereich ? Würdest du sagen, die wollen das nur mal bei dir ausprobieren, was sie sich zu Hause nicht trauen oder rechnest du diese Kunden eher zur richtigen Szene?
Leathermaster : Ja, das trifft zu. Ich habe mich auf allerlei Sexwünsche eingerichtet. Aber das gehört zum Service und ich biete meinen Gästen das, was sie erwarten. Deshalb kommen Sie zu mir und wenn ich sie gut und richtig behandle, dann kommen sie auch immer wieder zu mir. Viele wollen Sachen ausprobieren, die sie ihrem Freund nie anvertrauen würden. Oder sie haben in ihrer Umgebung gar nicht die Möglichkeit dazu. Meine Kunden kommen nicht überwiegend aus der Leder- und SM-Szene. Viele Kunden gehöre nicht einmal dieser Szene an. Sie würden sich gar nicht getrauen in ein Lederlokal zu gehen, geschweige denn es anderen zu gestehen solche Praktiken gerne mal auszuprobieren. Da gibt es die tollsten Situationen, aber das möchte ich hier nicht preisgeben, da Diskretion mein oberstes Gebot ist.
Frage : Aber sag mal ist es nicht wahnsinnig schwierig dich auf jeden Kunden neu einzustellen. Da reagiert doch jeder sicherlich ganz anders. Und in diesen Zusammenhang auch gleich die nächste Frage, welche Praktiken bietest du an ? Bist du ein aktiver Typ oder kannst und machst du auch auf passiv, wenns gewünscht wird. Kommen die Kunden alle zu dir oder machst Du auch Hotel- und Hausbesuche ?
Leathermaster : Das ist gar nicht schwierig für mich. Ich stelle mich auf meine Gäste ein und da ich selbst ein aktiver Typ bin, biete ich auch nur aktive Praktiken an, da hat es auch noch nie Schwierigkeiten gegeben. Egal wie bizarr, alle Bereiche biete ich mit mir in der aktiven Position an. Alle meine Kunden kommen zu mir und ich lasse mich auch auf gar nichts anderes ein. In meiner häuslichen entspannten Atmosphäre kann ich viel besser auf die Wünsche und Gefühle meiner Kunden eingehen. Andere Requisiten kann ich ja auch nur schlecht durch die Gegend transportieren.
Frage : Nun kommt es ja gerade im SM-Bereich vor, daß Leute üppige Fantasien haben, aber die Praxis ganz anders aussieht und gar nicht so weit gehen kann. Hast du dafür schon einen Riecher ? Was machst du, wenn mal einer ausrastet ? Hast du Angst, daß durch fisten oder SM mal was passieren kann ? Ich denke nur daran, daß es einmal zu einem Unfall kommen kann.
Leathermaster : Viele meiner Kunden, besonders die, die zum ersten Mal kommen, haben überspannte Fantasien und dann in der Realität werden diese Vorstellungen meist nur angedeutet. Auch habe ich inzwischen ein Gefühl dafür entwickelt, zu ermessen, ob und wieviel eine Person ertragen kann. Und wenn es einmal sehr hart zugehen sollte, dann hat ja der Kunde in seiner Position als Sklave immer die Möglichkeit eine Tortur abzubrechen. Das ist bei mir immer möglich, bei einem echten Sadisten meistens aber nicht mehr.
Frage : Hast du denn keine Angst vor Aids oder anderen ansteckenden Krankheiten ? Du kannst dir doch allerhand einfangen. Wie gehst du mit dieser Situation um ?
Leathermaster : Aids und Krankheiten ! Ein Risiko ist immer gegeben. Aber ich bin in ständiger ärztlicher Behandlung, lasse mich durchchecken, Blutuntersuchungen machen etc. das bin ich mir und meinen Kunden schon im eigenen Interesse schuldig. Meine Kunden können sich bei mir in meinem Hause baden, duschen und alle erforderlichen hygienischen Erfordernisse in Gebrauch nehmen. Eben alles ganz anders wie bei Strichjungen. Und ausserdem werden alle Geräte nach Gebrauch gewissenhaft gereinigt und desinfiziert.
Frage : hast du eigentlich mehr Stammkunden oder kommen die meisten deiner Kunden nur ein einziges mal und dann nie wieder ?
Leathermaster : Mehr als 90 % meiner Kunden sind Stammkunden und wer bei mir war ist dann meistens auch wiedergekommen. Viele Kunden kommen sogar in regelmäßigen Abständen, einige sogar schon seit Anbeginn meiner Tätigkeit. Darauf bin ich sogar ein wenig stolz.
Frage : verrätst Du uns etwas über Deine Preise ?
Leathermaster : Nun, das ist eine andere Sache. Ich muss sagen, das ich nicht ganz billig bin. Ich möchte auch nicht jeden bei mir haben. Meine Kunden suche ich mir schon aus. Ich biete aber auch entsprechendes für mein Honorar. Niveau und Leistung, das mir ja auch alle meine Stammkunden dankend beweisen.
Frage : Ich hatte das ja schon mal kurz gestreift. Den Punkt, daß es bei gewerblichem Sex ja auch irgendwo Gefühle geben muß. Gewerblicher Sex, das heißt doch auch Gefühle gegen Geld. damit kommen ja viele nicht zurecht. Wie machst du das ?
Leathermaster : Gefühle gibt es bei
mir. Und zwar reichlich. Schon deshalb, weil ich auch nur ein Mensch bin,
zum anderen stelle ich mich stets ganz auf meinen Gast ein und nehme mir
auch reichlich Zeit dazu. Bei mir läuft nie etwas unter Zeitdruck
ab. Oftmals sind meine Kunden mehrere Stunden bei mir und ich bringe mich
dann auch voll in jede Begegnung ein.
Und persönliche Gespräche führen
dann nicht selten zu einer herzlichen Kameradschaft. Für mich gibt
es auch keine Altersprobleme, der Ältere erfährt bei mir die
gleiche Hingabe, mich fasziniert sogar die Erfahrung vieler älterer
Menschen. Ich habe damit noch nie Probleme gehabt.
Frage : Wenn du mal merkst, daß ein Kunde nicht zu dir paßt oder nicht mit dir zurechtkommt, kannst du ihm dann trotzdem das bieten was er sich vorgestellt hat ? Oder suchst du dir deine Kunden von vorneherein nach irgendwelchen Erfahrungen oder Anhaltspunkten aus ?
Leathermaster : Auch da gibt es keine Probleme,
denn schon beim ersten telefonischen Gespräch kläre ich die kritischen
Punkte alle ab.In diesen Gesprächen versuche ich mir einen Eindruck
vom Wesen der Person zu machen. Und wenn mir einmal jemand nicht paßt,
so nehme ich mir auch die Freiheit einmal "nein" zu sagen.
Denn sonst hätte ich ja sicher auch keinen
so guten Ruf.
Frage : Oft sind ja Gespräche wichtiger als nur Sex. Wie ist das denn aber bei den Typen, die aus dem Leder- und SM-Bereich kommen? Ich kann mir gut vorstellen, daß die mal Lust auf eine besonders ausgefallene Nummer haben. Oder erzählen Sie dir auch von Ihren Problemen ? Was taucht denn bei solchen Gesprächen am häufigsten auf ?
Leathermaster : Das Gespräch ist sehr wichtig für mich, zunächst einmal, um den Menschen, der zu mir kommt, kennenzulernen. Aber meist sind es Gespräche allgemeiner Art, über Arbeit, Beruf, Geschäft oder die Familie. Nur selten werden echte Probleme offen ausgesprochen. Frust in einer Freundschaft, Sehnsucht, Liebe und so ...da bestehen auch keine Unterschiede, egal welche sexuellen Richtungen die Gäste von mir bevorzugen. Das ist überall gleich.
Frage : Was sagt du generell über die Leute, die zu dir kommen ? Wie würdest du sie einordnen, irgendwie nach Berufsgruppen und Altersgruppen oder fällt dir spontan was besseres ein ?
Leathermaster : Generell kann ich es wohl am einfachsten so sagen, daß die Kunden, die zu mir kommen etwa zwischen 30 und 50 Jahre alt sind, das ist schon mal eine ganz logische Kategorisierung. Ältere Gäste habe ich auch, aber das sind nur wenige. Bedingt durch meine Preise habe ich eigentlich nur Kunden, die es sich auch leisten können etwas mehr Geld auszugeben. Das sind dann wiederum Leute, die berufliche Erfolge oder sonst irgendwie bedingt ein überdurchschnittliches Einkommen haben.Es sind nicht viele Arbeiter oder Angestellte oder Handwerker. Aber so ganz genau weiß ich das natürlich auch nicht, wie die Situation bei meinen Kunden aussieht. Da bin ich auch auf Mutmaßungen angewiesen.
Frage : ich bin ja doch ziemlich neugierig. Du hast ja sicher schon eine Menge erlebt. Wenn ich dich jetzt frage : Was war bisher dein tollstes Erlebnis und welches das schlimmste oder unangenehmste ? Fällt Dir hierzu spontan etwas ein ?
Leathermaster : Aber sicher doch. Für
mich ist es immer wieder toll Sex zu haben, jede neue Begegnung und Situation
fasziniert mich, den ich selbst könnte ohne Sex nicht leben. Es macht
mir immer wieder Spaß. Negative Erlebnisse hatte ich eigentlich noch
nie, da ich eben auch von Natur aus sehr vorsichtig bin und mir meine Kunden
schon ein wenig aussuche.
Aber wenn es einmal passieren würde,
dann würde ich mir auch nicht gleich in die Hosen machen, sondern
an die Sache rangehen, sie in Angriff nehmen und so habe ich bisher alle
Situationen meistern können.
Frage :jetzt kommt meine letzte Frage. Wie bist du auf die Idee gekommen Callboy zu werden. Hat deine SM-Neigung etwas damit zu tun ? Wie hat sich das bei dir entwickelt ?
Leathermaster : Ich hatte schon in sehr
früher Jugend eine SM-Neigung. Das war bei mir schon sehr früh
stark ausgeprägt. Vor allem aber hat mich Sex schon immer sehr fasziniert.
Meine sexuelle Neugierde hat mit mich schon immer stark angetrieben und
so kam ich dann schließlich auch auf die Idee diesen Job zu machen.
Das habe ich bis heute nicht bereut. In wirklich keiner Weise. Ich hoffe
jetzt nur, daß dieses Interview für die Leser aufschlußreich
war und daß es dazu beitragen kann, daß vorhandene Vorurteile
abgebaut werden.